Vorträge

David Cuartielles

David Cuartielles wurde 1974 im spanischen Zaragoza geboren. Derzeit leitet David das K3 Prototyping-Labor an der Universität Malmö in Schweden, wo er eine Doktoratsarbeit abschließt.
2005 ist David Mitbegründer der offenen Hardwareplattform Arduino. Diese erhielt eine Honorary Mention beim Prix Ars Electronica Digital Community 2006. 2007 entwickelt er ein Theaterstück für Roboter am Lorca Museum in Granada, Spanien, und absolviert einen Forschungsaufenthalt am Samsung Art and Design Institute in Seoul, Korea. 2008 gründet er das Prototypingstudio 1scale1, das sich auf die Entwicklung von interaktiven Kunstinstallationen und Software für mobile Plattformen spezialisiert. 2009 initiiert David das Projekt „La Maquila del Faro“ in Mexico City, wo er ein Labor für die Schulung von Kindern in der Verwendung von Open-Source-Werkzeugen, Internet und Robotik gründet. Seit 2010 ist er Forschungsstipendiat am Medea Research Studio der Universität Malmö in Schweden. Seit 2011 entwickelt David die Arduino-Robotikplattform „Lottie Lemon“ sowie die Arduino- Blockprogrammiersprache.

Arduino As Enabler of Open Design : Design using Open Source Hardware


Arduino wurde von Beginn an gemeinsam mit DesignerInnen und KünstlerInnen entwickelt. Unser Ziel lag darin, den Einstieg in die Arbeit mit der digitalen Elektronik zu erleichtern. Neben der Tatsache, dass es nicht einfach ist, Programmierung zu erlernen, benötigt es auch eine gewisse geistige Haltung. Wir befassten uns mit der Entkopplung des Physischen und des Digitalen, die es Menschen erschweren, sich das technische Ergebnis eines Projekts in frühen Phasen der Konzeption vorzustellen.
Anders als bei physischem Handwerk weist das digitale Handwerk weiterhin eine deutliche Trennung von Material und Resultat auf. Mit anderen Worten: Man kann sich sehr leicht vorstellen, wie Holz durch das Sägen, Nageln und Anstreichen zu einem Sessel wird; doch angesichts von Operatoren, Variablen und Code braucht man ein anderes Abstraktionsniveau um sich vorzustellen, wie daraus etwas entsteht.
Wir haben uns daher darauf konzentriert, eine Plattform zu schaffen, die den anfänglichen Lernprozess beschleunigt. Wir wollten Menschen eine Chance geben, ein gewisses Maß an Selbstvertrauen im Umgang mit dem digitalen Material zu erreichen, die Komplexität des Digitalen kennen zu lernen und keine Angst zu haben, ihr im Laufe ihrer kreativen Prozesse näher zu kommen.
Die Entscheidung, Arduinos Wissensdatenbank offen zu gestalten wurde sowohl vom Herzen aus gefällt – wir fühlten, dass es richtig war – als auch vom politischen Standpunkt aus, dass Bildungswerkzeuge offen sein müssen. Wenn wir etwas lernen, sollte es möglich sein, zum Kern der Sache vorzudringen und dieses Wissen auch für das eigene Wohl und das Wohl anderer einzusetzen.
Dieser Vortrag wird der Frage nachgehen, wie Offenheit das Design beeinflusst, aber auch wie das Teilen zu einem Wettbewerbsvorteil werden kann, in einem Umfeld wie der Welt des Designs und der Künste, wo Einzigartigkeit einen großen Stellenwert zu haben scheint.


 

Cecilia Palmer

Die Wahlberlinerin Cecilia Palmer arbeitet als Designerin und Programmiererin im Spannungsfeld zwischen Mode, Web, Nachhaltigkeit und Open Source. Sie ist die Gründerin des ökologischen Open-Source- Modelabels Pamoyo und des Tausch- & Remake-Events „Fashion Reloaded“– beides Initiativen, die darauf abzielen, Upcycling- und Open-Source-Ansätze unter Konsumenten und Produzenten zu fördern. In ihrer Arbeit strebt sie stets nach grenzübergreifender Kollaboration zwischen den Künsten. Wenn sie gerade nicht neue Wege ausheckt, um möglichst viele Kleider zurück in den Mode-Kreislauf zu bringen, erkundet sie die magische Welt des Internets als Programmiererin. Derzeit arbeitet sie als Web-Entwicklerin bei Newthinking Communications. Sie ist gebürtige Schwedin und lebte und arbeitete in Frankreich und Holland. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Open Source Tactics, Fashionistas and Makers


Mode und Open Source sind ebenso widersprüchlich wie ein perfekt zusammenpassendes Liebespaar. Diese Branche ist kaum denkbar ohne NachahmerInnen und Trends, die zur millionenfachen Reproduktion von Designs führen. Inzwischen handelt es sich um eine Welt von Schall und Rauch, die sich irgendwo hinter Karl Lagerfelds Brille versteckt.
Parallel zum Wachstum der Heimwerker-Bewegung und partizipatorischer Designinitiativen kommt es zu einer Umkehrung dieser Zauberkiste, bei der sie sich BenutzerInnen als Fashionistas öffnet, um von passivem Konsum zu einem kollaborativen Prozess zu gelangen.
Wie können Open-Source-Ansätze also auf die Welt des Modedesign angewandt werden?
Cecilia Palmer wird ihre eigenen Arbeiten für das Open-Source-Modelabel Pamoyo und die partizipatorische Eventreihe Fashion Reloaded vorstellen und einige der anregendsten gegenwärtig in dieser Branche tätigen Projekte, Menschen und Labels präsentieren.
Dieser Vortrag befasst sich mit Creative Commons, Partizipation, den „Bauplänen“ des Modedesigns, sowie mit den Fragen, wie offene Mode dazu beitragen kann, eines der schmutzigsten Geschäfte der Welt zu sanieren und warum ModedesignerInnen sich wünschen sollten, dass ihre KonsumentInnen selber zu HerstellerInnen werden.


 

Ronen Kadushin

Ronen Kadushin (geb. 1964) ist israelischer Designer und Designpädagoge, der seit 2005 in Berlin lebt. Seit 1993 unterrichtete er Möbeldesign und Designkreativitätskurse an führenden Designakademien in Israel und Europa. 2004 entwickelte Kadushin das Open Design Konzept, wobei die Entwürfe seiner Produkte heruntergeladen, kopiert, modifiziert und produziert werden können, in etwa wie bei Open-Source-Software. Basierend auf dieser Idee gründete er Open Design – eine Design- und Produktionsfirma für Möbel, Beleuchtung und Zubehör, die in Berlin hergestellt und in Europa und den USA verkauft werden. Open Design Produkte werden regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen rund um die Welt präsentiert und in Fachzeitschriften veröffentlicht. Kadushin unterrichtet Universitätskurse in Open Design und hält Vorträge bei Konferenzen. Er ist der Verfasser des Open Design Manifests.

Open Design – Products in a networked culture

Dank des umwälzenden Charakters des Internets und des leichten Zugangs zu CNC-Maschinen stehen wir unmittelbar vor einer Revolution von Produktentwicklung, Produktion und Vertrieb. Open Design bietet eine Anregung, wie diese geschehen kann. Es zielt darauf ab, die Industrial Design Branche dahingehend zu verändern, dass diese in einer global vernetzten Informationsgesellschaft Relevanz erhält. Die Präsentation stellt einen Teil meiner Open Design Arbeit vor, sowie die Kontexte, Grundlagen und Einsichten, die in diesem neuen Designansatz zum Ausdruck kommen. Der Vortrag beschreibt einige Erkenntnisse über Industrial Design und seinen Bezug zu Internet-Revolution, Kreativität, Bildung und Konsumerismus. Ich werde auch über die neue Designbewegung sprechen, die rund um etliche Open-Culture-Communities, Plattformen und Einzelpersonen entsteht, sowie
über deren gestalterische Konzepte und Standpunkte.


 

Peter Kirn

Peter Kirn ist amerikanischer Elektro- Musiker, Live Visual Artist, Technologe und Journalist. Er lebt und arbeitet in Berlin. Kirn ist Gründer und Herausgeber von createdigitalmusic.com und createdigitalmotion.com, sowie Autor im Technologie- und Kreativitätssektor (Macworld, Keyboard, Wax Poetics, Computer Music, Make, DE:BUG, Popular Science). Weiters ist er Co-Produzent der Open-Source Hardware-Synthesizerlinie MeeBlip. Er hält häufig Vorträge über Creative Technology für Musikmedien und interaktive visuelle Medien, sowohl im Hinblick auf deren Design- als auch auf deren Anwendung. Er ist ein Doktorand im Fach Musikkomposition am City University of New York Graduate Center.

Open Source Design and Music

Im Grunde genommen besteht Musik im Wesentlichen aus Teilen. Das Musizieren mit anderen und für andere, das gemeinsame Wissen um die Art, wie Musik gegliedert und kommuniziert wird, ist etwas Gemeinschaftliches. Daraus folgt, dass es für MusikerInnen essentiell ist, sich mit dem Teilen von Musiktechnologie zu befassen. Diese Technologie ist verbunden mit dem Musikmachen und Sounddesign. Peter Kirn von Create Digital Music wird die möglichen Auswirkungen von Open Design auf die Musik erläutern. Er wird seine konkrete Erfahrung in der Produktion eines Open-Source Hardware-Synthesizers teilen. Im großen Ganzen betrachtet hat sich im Bereich Open-Source-Design für MusikerInnen sehr viel getan. Die Musiktechnologiebranche ist an das Thema bisher etwas uneinheitlich herangegangen. Frühe Hardware-Erzeugnisse beinhalteten üblicherweise schematische Darstellungen und es fand routinemäßig ein informeller Austausch von Schaltplänen statt. In letzter Zeit, besonders in der Software-Ära, gründen die meisten Geschäftsvorhaben auf proprietären Informationen als Teil ihres Businessmodells. Dabei zeichnet sich bereits wieder eine Änderung ab.

Die MarktteilnehmerInnen, von monome bis KORG, haben in den letzten Jahren mit neuen Ideen experimentiert, um neue Communities rund um ihre Werkzeuge zu erschaffen und um Hacks und Modifikationen zu ermöglichen – manche mit Open-Source-Lizenzen, andere ohne. Hardware, die ausdrücklich Open-Source ist, bleibt etwas weitgehend Neues, womit wir bei der Fallstudie des MeeBlip wären. Wie selbst die Befürworter der Free-Software-Community schnell feststellen, unterscheidet sich die Erzeugung physischer Hardware von der Software-Herstellung. Anhand von MeeBlip werden wir einige Aspekte des Licensings und Supports untersuchen, sowie die Herausforderungen des Designs, der Herstellung und des Versands von Hardwareprodukten – einschließlich einiger Erfolge und harter Lektionen. Mal abgesehen von Prinzipien werden wir außerdem die möglichen Auswirkungen des Öffnens von Hardware auf Musiker beleuchten, und was diesem Design am ehesten entsprechen könnte. Zuletzt untersuchen wir die potentielle Bedeutung des Teilens für die langfristige Entwicklung des technologiegestützen Musikmachens. In einer Welt von Wegwerf-Apps zeigt Musik die Realitäten von Technologie und Design auf – für die Menschen, die Werkzeuge aus Liebe nutzen, in jedem freien Augenblick, und die Beziehungen zur Technologie einzugehen suchen, die mehr als flüchtige Zerstreuung sind. Sie fordern uns heraus, etwas zu designen, dass man über Generationen hinweg benutzen würde.
Und natürlich werden wir die Gelegenheit nicht auslassen, ordentlich zu lärmen.


 

Greg Saul – Diatom Studios

Greg Saul ist Designer, Programmierer und Macher, der durch seine Arbeit die Rolle von KonsumentInnen und DesignerInnen in Frage stellt. Gregs Geburtsort ist Wellington, Neuseeland. Eine Stadt mit tollem Kaffee und einer Menge Wetter. Greg studierte Industriedesign an der Victoria Universität in Wellington. Während seines Studiums nahm er an einem Austausch mit der Carnegie Mellon Universität in den USA teil. Dort beendete er sein Designstudium und blieb, um ein Semester zu unterrichten. Danach arbeitete Greg als Gastforscher am JST Erato Design UI Projekt in Tokio, wo er ein Programm namens SketchChair entwickelte, das Menschen ermöglicht, ihre eigenen Möbel zu entwerfen. Greg lebt derzeit in London.

Experiments in co-design: Design your own Furniture and tiny CNC-Bots

In letzter Zeit wurden in den digitalen Fertigungstechnologien bedeutende Fortschritte erzielt. Werkzeuge wie z.B. 3D-Drucker, Laserschneidgeräte und computergesteuerte Fräsmaschinen sind billiger und damit den Konsumenten leichter zugänglich geworden. Diese „Desktop-Manufacturing-“ bzw. „persönliche Fertigungsprozesse“ geben Menschen, die üblicherweise wohl KonsumentInnen wären, die Möglichkeit, ErzeugerInnen zu werden.
Unser Vortrag wird sich mit SketchChair befassen, als Beispiel für ein computergestütztes Werkzeug, das den EndbenutzerInnen erlaubt, sich am Designprozess zu beteiligen und eigene Produkte zu erschaffen. Weiters wird gezeigt, warum die Einbeziehung in den Designprozess diese Produkte für den BenutzerInnen bedeutungsvoller macht im Gegensatz zu vergleichbaren Massenprodukten. Wir befassen uns auch mit den gemeinschaftlichen Aspekten von SketchChair und Piccolo und zeigen auf, wie der Open-Source-Charakter dieser Produkte es ermöglicht, die Designs in einer User-Community auf einfache Weise zu teilen, zu hacken und weiterzuentwickeln. Wir befassen uns auch ein wenig damit, wie das System derzeit funktioniert und wie es in Zukunft funktionieren könnte. Anhand von Piccolo werden wir erforschen, wie die CNC-Produktion die Wirtschaftlichkeit der Produkterzeugung verändert hat, sodass nun auch kleine Firmen Produkte designen und in Kleinserien produzieren können. Beim Piccolo Projekt handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des Diatom StudioCheng Xu und Huaishu Peng von CoDe Lab.


 

Julian Oliver

Julian Oliver ist Neuseeländer und „Kritischer Ingenieur“ mit Wohnsitz in Berlin. Seine Projekte und wissenschaftlichen Publikationen sind in zahlreichen Museen, bei internationalen Veranstaltungen für elektronische Kunst, sowie auf Konferenzen gezeigt worden (u.a. Tate Modern, Transmediale, Ars Electronica, FILE und Japan Media Arts Festival). Julians Arbeiten erhielten zahlreiche Auszeichnungen, insbesondere die Goldene Nica der Ars Electronica für seine Arbeit „Newstweek“, eine Kollaboration mit seinem Studiopartner Danja Vasiliev.
Julian hielt zahlreiche Workshops und Master Classes zu Software-Kunst, Augmented Reality, Creative Hacking, Datenforensik, Computervernetzung, Objekt-orientierter Programmierung für KünstlerInnen, virtueller Architektur, künstlerischer Spielentwicklung, Informationsvisualisierung, UNIX/Linux und Open Source. Er ist ein langjähriger Verfechter der freien Nutzung von Software in der künstlerischen Produktion, Verbreitung und Ausbildung.

Entry Points: Critical Engineering in The Closed World

Auf die Frage, wie eine Postkarte in einen Briefkasten gelangt, wird man eine mehr oder weniger kohärente Beschreibung erhalten. Fragt man jedoch, wie eine E-Mail in eine Inbox gelangt, werden sich die meisten Leute schwer tun und auf surreal anmutende Eindrücke der Hintergründe, die das Ganze zum Laufen bringen, zurückgreifen.
In diesem Vortrag beleuchtet Julian die Gefahren der Abhängigkeit von missverstandenen und oft undurchschaubaren Infrastrukturen. Er bedient sich dabei der Sprache des Ingenieurswesens – in einem
kritischen Open-Design-Kontext – da diese essentielle Werkzeuge liefert, die wir brauchen, um die Welt, in der wir heute leben, besser zu verstehen und sich kritisch mit ihr auseinander zu setzen. Parallel dazu präsentiert Julian einige seiner eigenen Arbeiten und Kooperationen, die sein Bekenntnis zu sowohl Critical Engineering, als auch Open Design unterstreichen.


 

Addie Wagenknecht – Nortd Labs

In den vergangenen fünf Jahren wurde Nortd Labs Open-Source-Hardware von tausenden von Menschen, Laboren, Hackerspacen und Universitäten auf der ganzen Welt zusammengebaut und genutzt. Nortd folgt dem Motto „globale Zusammenarbeit – lokale Kreativität“. Nortd verschreibt sich primär dem Open-Software-Authoring, der postindustriellen Kunst und dem Hardware- Engineering. Zumeist resultieren daraus Arbeiten von einer einladenden Offenheit, mit einem unmittelbaren Drang, die Täuschungen und „Black Boxen“ dieses Jahrhunderts zu enträtseln. Nortd wurde 2006 von Addie Wagenknecht und Stefan Hechenberger gegründet. Über Nortds Arbeiten berichteten Forbes, BBC, MIT Technology Review, The Economist und ARTform. Zuletzt erhielt Nortd ein Stipendium für die Carnegie Mellon Universität am STUDIO for Creative Inquiry unter der Leitung von Golan Levin. Weiters waren wir Gastforscher bei dem Hyperwerk Institute for Post-industrial Design.

Das Lasersaur Projekt


Der Lasersaur zielt darauf ab, der industriellen Produktion ein neues Zusammenarbeitsmodell näher zu bringen. So gut wie jede menschliche Aktivität befindet sich gerade in einem tief greifenden Wandel, da wir Gruppenaktivitäten effektiv in Peer-to-Peer Manier koordinieren können. Dies kennzeichnet eine Abkehr vom schubladisierten Wissen und hierarchischen Management hin zur Zusammenarbeit unter gleichen Bedingungen. Bei Lasersaur handelt es sich auch um eine Gemeinschaft von KünstlerInnen, IngenieurInnen und HerstellerInnen, die ein kostengünstiges, leistungsstarkes technisches Open-Source-Gerüst erschaffen und entwickelt hat – dessen oberstes Ziel die leichte Vervielfältigung ist. Diese selbst zusammenbaubaren Maschinen können helfen, ein neues nachhaltiges Wirtschaftsmodell zu schaffen, das für alle offen und zugänglich ist. Ausgehend vom Lasersaur, einem Open-Source-Laserschneidgerät, beteiligen wir uns an einem langfristigen Designmarathon um die persönliche Fertigung in eine Mainstream-Bewegung zu verwandeln, die die Art, wie wir Alltagsobjekte designen, produzieren und konsumieren, im Laufe der Zeit verändern wird. Zusammen mit 3D-Druckern, Routern und Fräsen zählen Laserschneidgeräte zu den Robotermaschinen, welche Hersteller enorm unterstützen können. Diese Fertigungshardware füllt die Lücke zwischen Idee und industrieller Produktion. Das Lasersaur Projekt ist eine Designbewegung, die in Kleinserien gefertigte, maßgeschneiderte, lokal erzeugte Produkte hochleben lässt. Das heißt, die Community zielt darauf ab, neue, fruchtbare Nährböden der Kreativität zu erschließen und zu definieren.


 

Gerin Trautenberger

Neben seiner Tätigkeit im Bereich Designmanagement und Strategy Consulting ist Gerin ausgebildeter Produkt- und Möbeldesigner. Nach Anfängen in der Kommunikationsbranche und im Digital Design wechselte er in den Bereich Produkt- und Industrial Design. Er ist Mitglied von designaustria, wo er die Erstellung und Publikation der Richtlinien für Lizenzgebühren und berufliche Honorare verantwortet. Seit 2009 ist er auch Vorstandsmitglied der creativ wirtschaft austria. Seit 2011 ist er Mitglied des Leadership Board der European Design Innovation Initative und berät die Europäische Kommission, insbesondere die DG Industrie & Unternehmen (DG Enterprise and Industry Policy Development for Industrial Innovation). In den letzten Jahren wurde Gerin Trautenbergers Tätigkeit als Creative Director für diverse Unternehmen mehrfach ausgezeichnet und führte eine zweijährige Vorlesungstätigkeit an der Universität für Angewandte Kunst (Prof.Weibl/Fürstner) in Wien.

Open Economy – Future Factory

In den letzten zehn Jahren haben wir uns dem potentiellen Ende der industriellen Massenproduktion und –herstellung genähert. Wir waren Zeugen der Entstehung eines postindustriellen Produktionssystems, das in der Lage ist, individuelle Aspekte in der kleinserigen, individualisierten Massenfertigung zu berücksichtigen. Jedes neue Produkt kann während des Produktionsprozesses nach persönlichem Geschmack oder individuellem Bedarf optimiert oder adaptiert werden. Das Endprodukt wird einzigartig und besonders. Dieses neue Herstellungs- und Produktionssystem wurde durch computergestützte Herstellung und standardisierte Schnittstellen aufgewertet und verleiht Ingenieuren, DesignerInnen und ArchitektInnen größere Freiheit.

Creative Commons, Open Source and Open Design Practices in Production

All diese neuen Methoden, Praktiken und Entwicklungen sind durch das Aufkommen von neuen Technologien möglich geworden. Der Schlüssel lag in der Entwicklung standardisierter Schnittstellen. Der wachsende Gebrauch von Kommunikation, der globale Austausch von Dateien und Ideen, sowie computergestützte Fernherstellung sind der Schlüssel zur Future Factory und zum Paradigmenwechsel in der Herstellung. Der Produktionsprozess ist offen gegenüber leicht änderbaren Fertigungslinien und On- Demand Produktion. Weiters sind Maschinen leichter zu programmieren und werden zunehmend für Nichtfachkräfte bedienbar. Die Entwicklung des Open-Source Computerbetriebssystems Linux ist ein hervorragendes Beispiel eines offenen Innovations- und Designprozesses. Dieses Beispiel lässt sich leicht auf andere Industriezweige und Wirtschaftsbranchen übertragen. Für das Arbeiten in einer digitalen Welt wie der des Internets wurde in den letzten Jahren unter der Bezeichnung „Creative Commons Lizenz“ ein neuer rechtlicher Rahmen geschaffen. Das Hauptprinzip dieser Open-Source Entwicklung liegt in der kollaborativen „Peer Production“, wobei Endprodukt, Pläne und Dokumentation Open Source sind und der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden.

Open Global Design with local production

Wir sind bereits ZeugInnen des Wachstums dieser neuer Technologien, Methoden, Arbeitsweisen und Produktionsprozesse. Als Beispiel dient das Open Design Pop-Up-Store der Designstadt Graz (Designmonat 2011). Das Open Design Pop-Up-Store wurde in einem volldigitalen Workflow realisiert und das Shop-Interieur sowie die im Pop-Up-Store verkauften Produkte wurden zur Gänze mittels computergestützter Herstellung gefertigt. Die zum Verkauf gelangenden Produkte wurden weltweit entwickelt, aber lokal produziert. Die Region Steiermark und Graz als Hauptstadt profitierten von dem Mehrwert der Herstellung, da alle Güter in der Region produziert wurden. Alle Produkte wurden in kleinen Serien oder nach Bedarf hergestellt. Der Vorteil: keine Transportkosten, keine Lagerkosten. Das Open Design Pop-Up-Store diente als Demonstration einer neuen Art der Zusammenarbeit und Produktion in Europa. Dieser Vortrag konzentriert sich nicht nur auf die Vorteile des volldigitalen Workflows und der computergestützten Herstellung, er befasst sich auch mit den Entwicklungen auf österreichischer und europäischer Ebene.